*die Forscher stapfen durch den stockfinsteren Dschungel, nur der Expeditionsleiter kennt den Weg durchs Unterholz.

Wildnispädagogik und Psychomotorik in der Natur

Was ist das überhaupt?


Das Angebot „Psychomotorik und Wildnispädagogik in der Natur“ ermöglicht Kindern und Jugendlichen die drei Leitsätze von WildnisMotorik am eigenen Leib zu erfahren. Es ist sozusagen der Grundpfeiler für Angebote in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen.


Teilnehmende können den Umgang mit dem scharfen Schnitzmesser erlernen. Sie lernen Techniken zum Feuer machen, dabei Regeln einzuhalten, in der Gemeinschaft zu arbeiten, gemeinsam etwas herzustellen, Frustration auszuhalten und als Gruppe zu interagieren. Am Ende gibt es dann zur Belohnung vielleicht eine kleine Flamme oder eben auch nicht. Das Erleben von Misserfolgen in einem sicheren pädagogischen Rahmen ist hierbei für WildnisMotorik ein fester Bestandteil der Lernentwicklung der Stunde. Denn durch die individuell begleitete Reflektion von Erfolgen und Misserfolgen, kann erlernt werden, sich selbstwirksam zu erleben, was ein sehr hohes Potential für die persönliche Lernentwicklung bedeuten kann.


Themen wie Wahrnehmungs- und Motorikförderung, Erwerb von Sozialkompetenz und dem Erleben von Selbstwirksamkeit werden unauffällig nebenbei geschult. Dabei ist die Wildnispädagogik eine Option, um auf potentielle negative Auswirkungen der digital- und medial beschleunigten Gesellschaft zu reagieren.


Kinder und Jugendliche erhalten hier die Chance sich in Wechselwirkung mit der Natur und Bewegung als positiv und selbstwirksam zu erleben. Durch die vielfältigen und aktiven Handlungszugänge, wie z.B. den Umgang mit dem scharfen Schnitzmesser können sie Achtsamkeit, Wahrnehmung, Motorik, Verantwortung und Sozialkompetenzen in Gruppen mit Gleichaltrigen erlernen und weiterentwickeln.


„Da wo viel wächst, nehmen wir immer nur ein bisschen“


Ein wichtiger Satz aus der Wildnispädagogik und ein erster Einstieg für Kinder und Jugendliche, sich z.B. mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinanderzusetzen.


Anfangs- und Abschlussrunde

Die Stunde beginnt und endet immer mit dem Sitzkreis. Hier kommt jeder zu Wort und jedem wird zugehört. Es ist der Platz für Anerkennung, Konfliktbewältigung, für das Erarbeiten von Lösungsstrategien und das Zuhören. Außerdem bietet der Kreis die Möglichkeiten, um persönliche Wünsche zu äußern, wie zum Beispiel:


"...ich möchte heute die ganze Stunde eine Hütte bauen..."


Der Redestab ist das zentrale Medium, um zu verdeutlichen wer sprechen darf. Er gibt gleichzeitig ein haptisches und taktiles Feedback, Kinder können z.B. Nervosität und motorische Unruhe daran abbauen, indem sie damit hantieren.


Räuchern und Verwandeln

Kinder wollen stark sein wie ein Bär, mutig sein wie ein Tiger, schleichen wie ein Luchs und fliegen wie ein Falke. Durch die Methode der spielerischen Verwandlung mit dem Räuchern von weißen Salbei, können Fantasie und Vorstellungskraft initiiert und gefördert werden.


"... heute verwandle ich mich in einen Rüttelfalken..."


Das Räuchern mit weißem Salbei ist ein altes Ritual aus nativen oder auch urzeitlichen Kulturen und geht nach gängiger Meinung auf die "First Nations" (die sogenannten Indianer) zurück. In der Wildnispädagogik wird diese Methode auch dafür genutzt, um einen spürbaren Anfang der Stunde zu markieren, sich auf die Atmung zu konzentrieren und die Wahrnehmungsebenen Geruch und Geschmack zu aktivieren.

Der spirituelle und heilende Aspekt, der mit weißem Salbei in Verbindung gebracht wird, tritt dabei für WildnisMotorik vorerst in den Hintergrund. Das Räuchern als Ritual wird genutzt, um einen niedrigschwelligen und handlungsaktiven Zugang zum Element des Feuers und dem Rauch zu ermöglichen. Die kindlichen Bedürfnisse werden dabei geachtet. Wer den Geruch nicht mag und möchte, dass die Muschel mit dem rauchenden Salbei an ihm vorbei geht, dessen Meinung wird respektiert. In der Galerie finden Sie Bilder zum Räuchern, zum Umgang mit dem Redestab und vielen weiteren Methoden.

Die Interessen der Kinder anknipsen

Der Sitzplatz ist die zentrale Methode für die Wahrnehmungsförderung in der Wildnispädagogik. Kurz zusammengefasst, sollen dabei Teilnehmende regelmäßig während des Angebots und später auch in ihrem Alltag, einen festen Platz in der Natur aufsuchen, um dort mindestens 20 Minuten still zu sitzen, ihre Wahrnehmung trainieren und die zu Natur beobachten.

Dieser Satz löst vermutlich bei den allermeisten Erwachsenen wenig Spannung aus. Wenn wir uns vorstellen dass wir gleiches von Kindern erwarten, wären die Erfolgschancen vermutlich sehr gering. Um zu vermitteln, dass hinter dieser Übung so viel mehr steckt, als nur stillzusitzen nutzt WildnisMotorik einen bekannten Trick.

In der Wildnispädagogik und Psychomotorik wird Wissen aus der Entwicklungspsychologie und den Spieltheorien genutzt, um eine Brücke zwischen den Zielen der Förderung und der Begeisterungsfähigkeit von Kindern zu schlagen.


"...Das Versteckspiel nutze ich als 'Alibi' für eine kurze Sitzplatzübung..."


Mit diesem Satz beginnt häufig die Einleitung von theoretischen Inhalten für den Sitzplatz in der Erwachsenenbildung. Das Verstecken ist hier nur eine der vielen Spielformen, die dafür als Brücke oder auch wie oben "Alibi" genutzt werden können.

Die Kinder schwärmen auf der Suche nach dem perfekten Versteck aus. Es wird immer wieder gewechselt und nachgesehen, ob der Erwachsene schon auf der Suche ist. Das Kind erlebt hierbei ein sogenanntes "Flow-Erlebnis" und richtet seine Wahrnehmung sehr stark auf den aktuellen Moment.

Dabei vergisst es Alltagssorgen, schärft seine Wahrnehmung und schafft es vielleicht sogar zu ignorieren, dass gerade eine Spinne über seinen Nacken krabbelt. Alle diese Aspekte sind eng mit den Kernzielen der Sitzplatzübung verbunden und können dadurch zunächst spielerisch erlebt werden.