*Räuchern mit weißem Salbei. Ein uraltes Ritual ursprünglicher Kulturen erwacht in der Anfangsrunde zu neuem Leben.

Die Verbindung von Natur und Moderne

Digitalisierung, Medialisierung und Globalisierung

Auch in Deutschland sind Phänomene wie Digitalisierung, Medialisierung und Globalisierung und deren Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche zu beobachten. Manchmal sind es bedrohliche Schlagzeilen, die deutlich machen wie negativ sich z.B. die Nutzung von Medien auf die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen auswirken können.

Auf der anderen Seite steht der Blick auf die eigene Kindheit, der möglicherweise einen starken Kontrast zu den oben genannten Phänomen darstellt. Der Fortschritt scheint nämlich das Natürliche und das Wilde in uns Menschen zu verändern. Veränderung bedeutet dabei auch, etwas Fremdes zuzulassen und darauf nicht nur mit Ängsten und Zweifeln zu reagieren.

Hier setzt WildnisMotorik mit den Methoden Wildnispädagogik und Psychomotorik an. Sich auf neue Erfahrungen einzulassen, Ängste zu überwinden und gleichzeitig die Fähigkeit zu erwerben, Gefahren zu reflektieren, kann Kindern und Jugendlichen helfen, einen alters- und entwicklungsgerechten Umgang mit Medien zu erwerben.

Neue Wege

WildnisMotorik schlägt deswegen den Weg ein, den Fortschritt nicht zu verurteilen, sondern betrachtet ihn als Phänomen, dem konstruktiv begegnet werden kann. Eine konstruktive Strategie für WildnisMotorik ist es, Kinder und Jugendliche wieder für die Natur zu begeistern, sie auf diesem Wege zu begleiten und das natürliche Forschungsinteresse zu wecken.


Die Wildnis ist jetzt schon viel interessanter, jedoch nicht unbedingt attraktiver als lange Stunden vor digitalen Medien. Den meisten Kindern und Jugendlichen ist dies zwar bewusst, jedoch haben es auch einige als wertvolle natürliche Erfahrung verdrängt oder noch nicht erfahren. WildnisMotorik schafft einfache Anreize für Kinder und motiviert Jugendliche dazu, sich wieder mehr in der Natur zu bewegen und diese mit allen Sinnen zu erleben. Wenn daraus eine innere Motivation entsteht, kann diese dann mit nach Hause, in die Schule oder in den Verein genommen und weitergetragen werden. Deswegen werden bei WildnisMotorik sicherlich mehr Fragen gestellt als beantwortet. Der individuelle Forscherdrang soll nicht durch Antworten erschlagen werden.


„Vielleicht musst du mal zu Hause oder in der Schule weiterforschen, im Internet oder in Büchern findest du bestimmt mehr heraus.“


So versucht WildnisMotorik individuelle Begegnungen auf Augenhöhe zu gestalten, den Forscherdrang in der Natur zu wecken und den/die Einzelnen nicht davon zu überzeugen, dass die Natur besser sei als die Entwicklungen der Moderne.


Strategien

Der Erwerb von neuen Fähigkeiten und Fertigkeiten ist für WildnisMotorik eine weitere Strategie, um eine Verbindung von Natur und Moderne zu schaffen. Das Feuer zum Beispiel löst in jedem Menschen Emotionen aus, oft ist es Begeisterung und Faszination, manchmal aber eben auch Angst oder Unsicherheit.


Schon seit Jahrtausenden macht der Mensch Feuer und hat sich in dessen Beherrschung und Einsatz immer weiter entwickelt, Fortschritt erreicht und dadurch hochtechnologische Werkzeuge erfunden.


Das Feuerbohren mit Reibungshitze ist nach Auffassung von WildnisMotorik ein sehr gutes Beispiel für den gesellschaftlichen Fortschritt und zeigt, wie sich Natur und Moderne verbinden lassen. Jedes Kind lernt ab einem bestimmten Alter mit digitalen Medien umzugehen. Nach der Auffassung von WildnisMotorik wäre es genau so wichtig, dass auch jedes Kind gleichermaßen das Feuerbohren oder vergleichbare Fähigkeiten und Fertigkeiten erlernt.


Das Lernen am Modell ist ein wichtiger Grund dafür, warum Kinder gerne das Handy der Erwachsenen haben wollen und den Umgang dadurch schnell erlernen. Der Erwachsene ist in dem bekannten Entwicklungsmodell von Albert Bandura ein passendes Vorbild, zu dem Kinder aufschauen. Ohne dass wir es bewusst merken, nehmen wir das Handy immer wieder einmal in die Hand und schauen auf den leuchtenden Bildschirm. Dies nehmen Kinder sehr deutlich wahr, wollen dieses Verhalten kopieren und dadurch die Welt der Erwachsenen begreifen und nachahmen.

Das Lernen am Modell bietet also gleichzeitig die Chance, dass Kinder Erwachsene dabei beobachten, wie sie z.B. einen Spaziergang in den Wald  machen, Feuerbohren, sich dabei filmen, um an der Technik zu feilen, Fotos aus dem Wald mit Tierspuren- und Pflanzen-Apps abgleichen oder am persönlichen Sitzplatz in der Wildnis zu sein und das Handy für zwanzig Minuten in den Flugmodus oder ganz auszuschalten.


Erwachsenwerden

Für Kinder wird es immer schwerer zu erkennen und zu spüren, wann Sie in unserer Kultur als erwachsen angesehen werden. Heute könnte der Eindruck entstehen, dass es der Besitz des ersten Smartphones ist, welches Kindern zeigt, jetzt gehöre ich auch „dazu“. Sie realisieren, dass sie nun auch im Besitz des Geräts sind auf das alle immer so fasziniert schauen. Ganz stolz berichten mir immer wieder Grundschüler*Innen, dass sie jetzt ihr erstes eigenes Handy bekommen haben. Auf meine Gegenfrage, was sie damit machen, kommt häufig die Antwort: "...Ich weiß nicht, ja was man damit halt so macht...."


In früheren Kulturen waren es einschneidende Rituale, Gegenstände oder Fähigkeiten, die das Kind sehr direkt spüren ließen, dass es jetzt erwachsen geworden ist. Vor mehr als 10000 Jahren, war es z.B. die erste selbst hergestellte Speerspitze aus Feuerstein, die erste Teilnahme an der Jagd oder das erfolgreiche Feuer machen mit dem Feuerbogen. In diesem Fall war den Kindern klar, welchen Zweck der Gegenstand hatte, der es zum Erwachsenen machte.

Heute ist der Übergang vom Kind zum Erwachsenen für viele junge Menschen nicht mehr deutlich zu spüren. Dies kann sich negativ auf die Entwicklung der eigenen Identität und der psychischen Gesundheit auswirken.

WildnisMotorik möchte mit der Vermittlung sogenannter „primitiver Techniken“ Kindern, Jugendlichen und Eltern Werkzeuge an die Hand geben und Möglichkeiten schaffen, um diesen Übergang wieder etwas spürbarer und erlebbarer zu machen.

Der Ötzi mit dem Smartphone

Seit 1991 in den Ötztaler Alpen der Mann aus dem Eis gefunden wurde, wissen wir viel mehr über die Nutzung von Technologien aus der Steinzeit. Seit jeher versucht der Mensch sich mit der Hilfe von technologischem Fortschritt weiter zu entwickeln, Energie zu sparen und zu überleben.


Auch der Ötzi hatte vermutlich ein zu dieser Zeit hochtechnologisches Werkzeug zum Feuer machen dabei. Seine gesamte Ausrüstung war darauf abgestimmt möglichst effizient zu sein, Gewicht zu sparen, zu funktionieren und ihm ein Überleben in der Natur zu ermöglichen.

Wahrscheinlich hätte auch der Ötzi ein Smartphone genutzt, um zu navigieren, Fotos von Spuren zu machen, sich mit seinem Stamm über Fährten und Jagdgründe auszutauschen oder essbare Pflanzen zu identifizieren. Er hat höchstwahrscheinlich auch den technologischen Fortschritt genutzt, um zu überleben.


WildnisMotorik möchte mit der Verbindung von Natur und Moderne also zeigen, dass beides neben- und miteinander möglich ist, jedoch eine Balance und Ausgewogenheit für eine gelungene Entwicklung von Vorteil sein kann.